Das Geheimnis liegt darin,
einfach aufzupassen und die Augen überall zu haben…
im Interview mit Blogtimes
Ich wurde von Blogtimes (ein bekannter deutscher Fotografieblog) zu meiner Arbeit und Leidenschaft für die Fotografie befragt. Das möchte ich euch nicht vorenthalten. Hier geht es zum Originalartikel.
Es ist mal wieder an Zeit, euch ein neues Interview zu präsentieren. Mein heutiger Gast ist Julia Fot, Fotografin und Mediendesignerin aus Düsseldorf.
Ich kenne Julia schon ein weniger länger, also vielmehr eigentlich ihre fotografischen Arbeiten und bin seitdem immer wieder von ihren Aufnahmen begeistert. Aus diesem Grund lag es Nahe, ihr auch mal ein paar Fragen zu stellen. Hier ein kleiner Auszug aus den ersten Zeilen ihrer Mail an mich…
„Hallo BlogTimes-Leser, ich wurde gebeten, etwas über mich zu schreiben. Wisst ihr was – ich hasse es – etwas über mich selbst zu schreiben zu müssen. Ich erzähle nicht gerne über mich, fragt mich etwas zu den Fotos zur Fotografie – das ist mir lieber. Na gut, Kurzfassung. Ich bin ausgebildete Mediengestalterin, die keine Lust mehr auf Werbung hat und lieber fotografieren will. Fotografiere seit einiger Zeit hauptsächlich Menschen und kann mir nichts besseres vorstellen.“
Es freut mich dennoch, dass Julia sich die Zeit für das Interview genommen hat. Vielleicht kennt der einer oder andere von euch bereits die ihre Hochzeitsreportagen und Porträtaufnahmen. Auch wenn ich selbst eher der S/W Welt zugetan bin, so erinnern mich ihre farbenfrohen Aufnahmen immer wieder aufs neue daran, mich ebenso in diese Richtung zu bewegen…
Hier nun aber das Interview:
Du schreibst auf Deiner Webseite, dass Du Deinen Lesern/potenziellen Kunden ersparst, wie Du zur Fotografie gekommen bist. Doch genau das würde mich hier interessieren. Wie bist Du nun zur Fotografie gekommen und was fasziniert Dich daran?
Klar – geknipst habe ich auch schon früher, war schon damals von den ersten Kompakten (damals alles noch analog) fasziniert. Man muss dazu sagen, dass ich im Schulalter schon ziemlich nerdig war, was den ganzen Technikkram anging. Meine erste Spiegelreflexkamera war eine analoge Minolta – an das Modell kann ich mich nicht erinnern. Tja, als Schüler verfügt man ja nicht um die nötigen Mittel, um sich etwas „Vernünftiges“ was die Objektive betrifft, zu leisten. Ich habe übrigens – warum auch immer – damals schon Richtung Canon geschielt. Dann ist da noch die Sache mit den Filmen, der Entwicklung und den Abzügen. Im digitalen Zeitalter, fällt das ausprobieren leichter, man hat schneller Erfolgserlebnisse, weil man die Ergebnisse direkt sehen kann. Lange Rede, kurzer Sinn – wir sind damals nicht warm geworden, ich und die Minolta. Kurze Zeit später war auch schon die erste Digitale da. Ich weiß noch, wie stolz ich darauf war. Ich meine mich zu erinnern, das ich die Erste in meinem Bekannten- und Verwandtenkreis war, die eine digitale Kamera mein Eigen nennen durfte. Ich habe damals tatsächlich als armer Azubi um die 400,– Euro (fast ein ganzes Azubigehalt) für eine blöde (im Nachhinein ist man immer schlauer) kompakte Digicam (die nicht mal einen manuellen Modus hatte) auf den Kopf gehauen. Ja für das Geld bekommt man heute Besseres geboten. Dann wurde erstmal wild drauf los geknipst. Beruflich habe ich zwischendurch auch einige Produktbilder mit digitalen Spiegelreflex gemacht, doch die Prioritäten lagen damals noch anders und das Interesse für die Fotografie hatte einen Mehrjahres-Winterschlaf gehalten.
Jahre später … wenn ich so überlege, habe ich das meinem „Sozialintensivpartner“ zu verdanken, dass wir uns wieder gefunden haben: ich und meine verlorene Liebe zur Fotografie. Es hat alles in unserem ersten gemeinsamen Urlaub angefangen. Der Mann hatte damals eine Canon (ich glaube es war die) 400D mit einem Kitobjektiv zu Hause rumliegen, die er aber nie benutzte. Ich fragte, ob ich diese im Urlaub benutzen dürfte und er stimmte zu. Ich mag keine Mitbringsel – wisst Ihr – diese kleinen Dinger, die irgendwo rumstehen und verstauben und beim Putzen nur mehr Arbeit verursachen. Ich sagte, ich möchte aus dem Urlaub Bilder als Erinnerungen mitbringen. Ich möchte mich an die Zeit noch besser erinnern können, wenn ich die Erinnerungen mit Bildern unterlege. Und da ist es passiert – plötzlich habe ich ganz anders fotografiert (oder es zumindest versucht). Ich habe versucht Situationen und Momente zu sehen und nicht einfach knipsen, knipsen, knipsen. Da ist es um mich geschehen. Es ist jetzt ca. 3,5 Jahre her. Zurück aus Ägypten schaute ich mich nach einer eigenen Kamera um und hielt schon einige Wochen später die 5DMkII in den Händen. Ja wir haben seitdem schon einiges zusammen gesehen. Und ich kann mir mein Leben ohne Fotografie und der Erinnerungen, die sie einem beschert nicht vorstellen. Das ist übrigens auch der Grund, warum ich mittlerweile auch so gerne Hochzeiten fotografiere – ich möchte Bilder festhalten und Erinnerungen schaffen.
Mittlerweile habe ich übrigens (zum Leidwesen meines Sparschweins) auch die Liebe zur analogen Fotografie entdeckt.
Wer Deine Webseite besucht, wird schnell deinen fotografischen Schwerpunkt erkennen. Die Porträt,- und Hochzeitsfotografie? Warum gerade dieses Thema?
Ich liebe es Menschen zu fotografieren, weil es eben nichts vielfältigeres oder abwechslungsreiches für mich gibt. Jeder Mensch ist anders und für mich besonders und das möchte ich gerne festhalten. Hochzeiten – nun ja – da wären wir beim Thema „Erinnerungen schaffen“. Menschen, an einem Ihrer glücklichsten und schönsten Tage begleiten und fotografieren zu dürfen und dafür auch noch bezahlt werden – das ist ein großartiger Job.
Bleiben wir noch ein wenig beim Thema Hochzeitsfotografie. Es ist keine leichte Frage, aber was macht für Dich ein gutes Hochzeitsfoto aus?
Das ist schwer in Worte zu fassen. Das wichtigste ist für mich – es muss in erster Linie zum Paar passen und … fesseln. Es ist toll wenn das Paar eine Geschichte dazu im Kopf hat, wenn es das Bild sieht und der außenstehende Betrachter sich eine Geschichte dazu ausdenken kann. Das geht für mich nicht mit den Standard-Braut-vorne-scharf-Bräutigam-hinten-unscharf- oder gar den allseits gefürchteten Baum-umwickel-Bilder.
Dein Portfolio sprüht nur so von Farben, die allerdings auf Deinen Aufnahmen nie übertrieben wirken. Schwarzweiß Aufnahmen dagegen findet man eher selten im Portfolio. Überwiegt der Reiz der Farben?
Das würde ich nicht unbedingt untertreichen. Der Reiz der Farben ist auf jeden Fall da. Ich finde, dass man durch Farben noch viel deutlicher Stimmungen transportieren oder erzeugen kann. Schwarz-Weiß liebe ich genauso. Immer wenn es darum geht ein Bild auf das Gefühl zwischen den zwei Menschen (z.B. bei der Hochzeitsfotografie) oder ein bestimmtes Gefühl, das man mit dem Bild beim Betrachter erzeugen möchte zu reduzeiren ist „Swarz-Weiß“ eins der besten Stilmittel. Ich entscheide es immer aus dem Bauch heraus, ob ein Bild farbig oder schwarz-weiß ist. Beides gibt es bei mir fast nie – entweder oder.
Im Grunde sind Hochzeitsfotografien ja Auftragsarbeiten. Doch selbst nach längerem Betrachten Deiner Aufnahmen könnte man denken, dass du zufällig auf einer Hochzeit fotografierst, denn sie wirken sehr natürlich und nicht gestellt. Wie schaffst du es, dieses einen wichtigen Moment einzufangen?
Ich lasse das Brautpaarshooting mal außen vor – denn da sind wir meistens gezielt auf der „Suche nach Motiven“ und es entstehen natürlich auch gestellte Bilder. Wobei ich auch hierbei immer versuche, das Paar so natürlich wie möglich wirken zu lassen.
Bei der Hochzeitsreportage ist es jedoch ganz anders – ich bin die stille Beobachterin, ich mische mich unter die Gäste und halte einfach das, was passiert fest. Ich nehme die Motive, die mir gegeben werden einfach mit. Ich glaube, das Geheimnis liegt darin, einfach aufzupassen und die Augen überall zu haben. ;)
Die Natürlichkeit der Aufnahmen scheint sich auch auf Deine Lichtsetzung auszuwirken. Verwendest du ausschließlich natürliche Lichtquellen? Welche Rolle spielt für Dich die Bildbearbeitung?
Ja. 99% aller meiner Aufnahmen sind nur bei natürlichem Licht entstanden und 75% davon sogar ohne Reflektor. Nicht weil ich den ungerne einsetze, sondern nur weil ich meistens alleine arbeite und mir ein aufwändiger Aufbau mit Stativhalter und pipapo zu zeitraubend ist. Die Bildbearbeitung ist zwar ein geringer, jedoch kein unwichtiger Teil der Fotografie. Für mich ist es das letzte i-Tüpfelchen zur eigenen Fotografie-Handschrift.
Du hast auch einen Blog und bist auf Facebook präsent. Spielt Social Media eine große Rolle für Dich als Fotografin oder benutzt Du Beide Möglichkeiten nur um Deine Werke zu präsentieren?
Beides. Natürlich erreicht man heutzutage durch die unterschiedlichsten Plattformen (Blog, Facebook, Flickr, 500px – und da gibt es noch viele mehr) ein viel größeres Publikum für seine Bilder. Ich mag aber auch den direkten Kontakt zu diesem „Publikum“. Durch Social Media habe ich bereits einige tolle Menschen / Kollegen kennen gelernt, einige davon auch im „realen“ Leben.
Ich könnte mich jetzt nicht entscheiden, wenn ich einen Favoriten aus Deinem Portfolio wählen müsste. Aus diesem Grund gebe ich die Frage an Dich zurück. Hast du einen Favoriten und warum?
Habe ich nicht. Es wechselt immer wieder und ich könnte mich auch nicht für ein bestimmtes Bild entscheiden. Dafür sind die Geschichten hinter den Bildern zu unterschiedlich und für mich alle samt bedeutend. Klar hat man immer Bilder, die einem besser gefallen als andere, aber einen bestimmten Favoriten gibt es nicht. Einige meiner Lieblingsbilder zeige ich ja hier.
Abschließend möchte ich Dir noch die 4 W-Fragen stellen. Welches war Dein schönstes Erlebnis beim Fotografieren? Was, Wen oder Wo würdest Du gerne mal fotografieren?
Schönstes Erlebnis? Ich hoffe es wartet noch auf mich und zwar nicht nur eins davon. Ich möchte noch viele weitere interessante Menschen kennen lernen und fotografieren, da möchte ich mich gar nicht auf Jemanden bestimmten festlegen. Ich habe noch einige fotografische Träume: eine Schneehochzeit, ich würde gerne Menschen in Russland und Tibet portraitieren. Generell Menschen, die bereit sind mir Ihre Seele zu öffnen.